Zu viel des Guten
Licht ist für uns Menschen in der Regel positiv besetzt. Wo es hell ist, finden wir uns leichter zurecht, erkennen Gefahren und können ungehindert unseren Aktivitäten nachgehen. Dennoch gibt es Gründe, warum wir nicht immer und überall mit künstlichem Licht die Dunkelheit vertreiben sollten.
Licht ist nicht gleich Licht
Als Ende des 19. Jahrhunderts die elektrische Beleuchtung in die Straßen und Wohnungen europäischer Städte einzog, wurde sie als großer Fortschritt gefeiert. Heute, über ein Jahrhundert später, sehen wir künstliches Licht deutlich kritischer. Zum einen verbraucht es immer auch Energie, deren ökologischen Wert wir erst langsam richtig einschätzen lernen. Zum anderen leuchten wir gerade mit der neuen, sparsameren LED-Beleuchtung unsere Umwelt noch konsequenter aus. So nimmt aktuell in Deutschland die beleuchtete Fläche um 2,2 Prozent pro Jahr zu.
Umweltschützer warnen
Die Folgen dieses wachsenden Kunstlichteinsatzes sind alles andere als gut: Umweltschützer beobachten Verhaltensänderungen bei Tieren: Zug-
vögel fliegen weite Umwege, das Fortpflanzungsverhalten von Singvögeln wird gestört, Insekten verlieren ihre Orientierung und werden zu leichter Beute ihrer Feinde. Auch traditionelle Wanderrouten von Fischen und Säugetieren werden durch sogenannte Lichtbarrieren eingeschränkt. Hinzu kommt die Aufhellung des Nachthimmels – und damit der Wegfall eines großen Teils unserer natürlichen Umgebung. Selbst professionelle Observatorien werden seit Langem nur noch in dünn besiedelten Regionen wie der chilenischen Atacama-Wüste oder auf Hawaii positioniert.
Lichtblicke?!
Das GEOEssential Consortium und die Helmholtz-Gesellschaft Potsdam betreiben unter https://lighttrends.lightpollutionmap.info eine Website, die die Entwicklung der nächtlichen Lichtimmissionen weltweit seit 2013 nachvollziehbar macht.
Ins Blaue hinein
Aber die Lichtverschmutzung nimmt auch direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Das liegt unter anderem am hohen Anteil blauen Lichts, den moderne LEDs produzieren. Gerade deren kaltes Licht wirkt auf uns wie Tageslicht und führt dazu, dass Menschen weniger Schlafhormon Melatonin produzieren. In der Folge schlafen wir weniger, erholen uns schlechter und geben unserem Körper und Geist weniger Möglichkeiten, sich zu regenerieren.
Umdenken in Sicht
Das ökologische Bewusstsein weitet sich zunehmend auch auf das Thema Licht aus. In Slowenien und Tschechien gibt es nationale Gesetze gegen Lichtverschmutzung, in Italien haben 15 Regionen Verordnungen erlassen. Bayern hat Mitte 2019 das Licht in sein Immissionsschutzgesetz aufgenommen, in Nordrhein-Westfalen gibt es zumindest für die öffentliche Hand bindende Verwaltungsvorschriften zu Lichtimmissionen. Damit zeichnet sich ein klarer Trend ab: Speziell für Bauwirtschaft und Architektur stehen früher oder später einschneidende Veränderungen an. Dass es höchste Zeit wird, zeigt nicht zuletzt die folgende Anekdote, die sich bereits 1994 zutrug: Als in Los Angeles in Folge eines Erdbebens der Strom und damit die Beleuchtung großflächig ausfielen, häuften sich die Anrufe bei der Polizei. Eine riesige, silbrige Wolke sei am Himmel zu sehen. Die Polizei konnte die Menschen beruhigen – es war die Milchstraße! Sie ist übrigens mittlerweile laut einer Veröffentlichung der Leibnitz-Institute auch für die Hälfte aller Europäer prinzipiell nicht mehr zu sehen.
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