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VEKA Welcome Center, Sendenhorst
© Guido Erbring

„Durch die Wahl der Werkstoffe können wir uns echte Spielräume erarbeiten!“

Nachhaltigkeit ist die Herausforderung unserer Zeit – und selbstverständlich findet die Suche nach klimaneutraleren Lösungen auch in Architektur und Bauwirtschaft statt. VEKA sprach mit Matthias Fritzen, der als Geschäftsführer und Partner von Fritzen + Müller-Giebeler Architekten unter anderem für das VEKA Welcome Center verantwortlich zeichnet.

Herr Fritzen, als Architekt bewerten Sie Formsprache, Optik und Materialität von Baustoffen. Was schätzen Sie in diesem Zusammenhang an Kunststoff?

Kunststoff ist für technische Bauteile wie Fenster und Türen gleich in mehrfacher Hinsicht attraktiv. In Zeiten angespannter Baupreise kann er die Kostenstruktur entlasten, denn Kunststoff ist vergleichsweise günstig. Hinzu kommt, dass Kunststoffe wie PVC haltbar und pflegeleicht sind. Als Architekt zählt für mich natürlich außerdem die Ästhetik. Auch hier hat sich in den letzten Jahren viel getan: Fenster- und Türprofile sind schlank geworden, hohe Glasanteile sind möglich, sodass Räume hell und freundlich gestaltet werden können – und die Farbvielfalt und Oberflächenästhetik ist anderen Materialien mindestens ebenbürtig.

Sie haben das VEKA Welcome Center entworfen und in der Entstehung begleitet. Bitte beschreiben Sie, was dieses Objekt besonders macht.

Sie haben das VEKA Welcome Center entworfen und in der Entstehung begleitet. Bitte beschreiben Sie, was dieses Objekt besonders macht.

Beim Entwurf des VEKA Welcome Center ist der Name sprichwörtlich Programm. Der Baukörper empfängt den Besucher mit seinen beiden Flügeln wie mit offenen Armen. Im Inneren setzt sich diese positive Stimmung konsequent fort. Die Lochfassade haben wir dabei vollständig mit Kunststofffenstern realisiert, beim Erdgeschoss mit seinem Natursteinsockel haben wir aufgrund der hohen Raumformate auf Alternativen zurückgegriffen. Heute bietet VEKA AluConnect die Möglichkeit auch größere Fensterelemente zu realisieren. Hier werden Aluminiumblenden und PVC-Kern zu einem leistungsstarken Verbund kombiniert. Ich gehe davon aus, dass PVC durch solche Innovationen auch im Objekt mit seinen Anforderungen an Bedeutung zulegen wird.

Matthias Fritzen

Dipl.-Ing. Architekt
Geschäftsführer
Fritzen + Müller-Giebeler Architekten GmbH (BDA)
Tel.: +49-2528-93 08-0
www.fritzen-muellergiebeler.de

© Guido Erbring

Was sind, aus Ihrer Sicht, aktuell die wichtigsten Trends in der Architektur?

Und wovon werden wir womöglich in 10 Jahren nicht mehr sprechen? Der erste Teil ist definitiv einfacher zu beantworten. Nachhaltigkeit ist der überragende Megatrend! In Wettbewerben und im Bezug auf Fördermöglichkeiten sind Nachhaltigkeitsbetrachtung omnipräsent. Und auch die Recyclingfähigkeit bzw. Wiederverwendbarkeit wird immer stärker in die Betrachtung einer Baumaßnahme integriert. Unser Büro ist aktuell an einem Pilotprojekt beteiligt, bei dem eine Schule in Holzbauweise errichtet werden soll. Dabei sind wir schon in der Planung aufgefordert, ein Rückbau-Leistungsverzeichnis zu erstellen, das die Restwerte der Baustoffe in 60 Jahren beziffern soll. Das ist aus heutiger Sicht sicher eher als experimentell zu bezeichnen, gibt aber eine klare Richtung vor: Wir denken ganzheitlicher und nachhaltiger, sowohl was die Werkstoffe
als auch die Nutzungsdauer angeht.

Welche Rolle spielt Kunststoff – z. B. in Form von Fenster- und Türprofilen aus PVC – für das Erreichen von Klimazielen?

Wenn es bei öffentlichen Aufträgen bzw. im Objektbereich darum geht, anspruchsvolle Nachhaltigkeits-Levels zu erreichen, zählt jedes Detail. Mit guter Dämmung und Gebäudetechnik allein kommt man da nicht mehr weit. Ohnehin ist der Technisierungsgrad und damit auch der Kostenanteil von Gebäudetechnik ein Trend, den ich als Architekt eher kritisch sehe. Durch die Wahl der Werkstoffe hingegen können wir uns echte Spielräume erarbeiten. Und dann ist auch recyceltes bzw. hervorragend recycelbares PVC als Fensterprofil ein Pluspunkt. Bei Auftraggebern, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen, nimmt das Thema mittlerweile konkreten Einfluss auf die Entwurfsgestaltung. Klar, mit Stahlbeton können Sie so gut wie alles bauen – aber ein hoher Nachhaltigkeitsstandard ist so im Prinzip nicht mehr zu erreichen. Das heißt, Architekten müssen auch gestalterisch umdenken und die ökologische Gesamtbilanz der eingesetzten Materialien berücksichtigen.

Das heißt, die Kreislauffähigkeit gewinnt an Bedeutung?

Ganz eindeutig! Das ist zwar teilweise in den Bewertungssystemen noch nicht vollständig richtig abgebildet, aber PVC-Fensterprofile werden meiner Meinung nach in Zukunft noch stärker von ihrer hervorragenden Recyclingfähigkeit profitieren. Hersteller von Baustoffen, egal welcher Art, haben gemerkt, dass die Kreislauffähigkeit maßgeblich über den zukünftigen Erfolg eines Produktes oder Systems entscheiden wird. Wir arbeiten in den letzten Jahren vermehrt mit Materialien, die früher als exotisch galten. Zum Beispiel Dämmung aus Stroh oder Wandaufbauten mit Lehm. Beides können Sie nach der Nutzung einfach in der Natur ablagern. Beim Lehm gibt es aktuell Bestrebungen, Tragfähigkeit und Stabilität durch Zuschlagstoffe maßgeblich zu verbessern. Selbst Ziegeleien hier im Umfeld arbeiten daran, die klassische westfälische Klinkerfassaden rückbaufähig zu gestalten. Beim Kunststofffensterprofil ist all das bereits heute gegeben.

Und wie steht es mit dem riesigen Materialvolumen der Baustoffe, die heute bereits verbaut sind? Wo und wie sehen Sie hier Potenziale für Recycling und nachhaltige Materialkreisläufe?

Das ist schwer zu beantworten. Wahrscheinlich wird der Wert der verbauten Rohstoffe früher oder später dafür sorgen, dass sich Wiederaufbereitungssysteme etablieren. So wie beim Baustahl, der ja schon heute zu einem hohen Anteil als Schrott in die Herstellung neuer Stähle wandert. Eine Entwicklung lässt sich in jedem Fall jetzt schon absehen: Es wird deutlich stärker hinterfragt, ob ein Objekt wirklich abgerissen werden muss oder durch eine Sanierung länger genutzt werden kann. Und auch Umnutzungsszenarien werden intensiver geprüft. Hierfür hängen die Möglichkeiten natürlich vom Einzelfall, dem Erhaltungszustand des Gebäudes und einer Vielzahl anderer Faktoren ab – aber die Zeiten, wo „abreißen und neu bauen“ die Patentantwort war, sind sicher vorbei!

© Guido Erbring

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